Von Goldrute, Sommerflieder und Berufskraut: Neophyten-Bekämpfung in der Lehmgrube

Lehmgruben sind bedeutende ökologische Landschaften. Die Zürcher Ziegeleien investieren jährlichen einen sechsstelligen Betrag zur Pflege ihrer Gruben. Der Fokus liegt auf der Bekämpfung von invasiven Pflanzenarten, sogenannten Neophyten.

Goldgelb glänzend, strahlend weiss oder knallig lilafarben: Die Pflanzenwelt, die sich einem in und um die Lehmgrube Bleiki in Rafz eröffnet, scheint auf den ersten Blick betörend schön. Eine liebliche Wiesenlandschaft fasst die ehemalige Grube ein. Doch die Sache hat einen Haken. «Was wir hier sehen, sind Neophyten, also invasive Pflanzenarten», erklärt Albert von Felten, Geschäftsführer des Vereins Naturwerk, auf einem Rundgang durch die Grube Rafz.

Hier am Rande des Kantons Zürich, direkt an der Grenze zu Deutschland, betrieben die Zürcher Ziegeleien während mehr als hundert Jahren eine Backsteinfabrik. 2015 wurde der Standort inklusive direkt daran anschliessender Grube geschlossen. Bereits während des Betriebs und insbesondere nach Einstellen des Abbaus konnten sich eine Vielzahl von Neophyten wie die Goldrute mit ihren auffällig gelben Zungenblüten, dass der Margerite nicht unähnliche einjährige Berufskraut oder der in grossen und dichten Beständen wachsende Sommerflieder ausbreiten.

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Das Bundesamt für Umwelt definiert Neophyten als «invasive gebietsfremde Pflanzenarten, die ökologische, ökonomische und gesundheitliche Schäden verursachen.» Für Besitzer von grossen Landflächen wie die Zürcher Ziegeleien ist die Bekämpfung von sich stark ausbreitenden Pflanzenarten eine grosse Herausforderung. Jährlich wird ein sechsstelliger Betrag für die Pflege der Gruben aufgewendet.

Um die vielschichten Pflegemassnahmen ausführen zu können, arbeiten die Zürcher Ziegeleien mit externen Partnern wie dem Verein Naturwerk zusammen. Dieser hat sich auf Arbeiten im Bereich Umwelt-, Natur- und Artenschutz, die von öffentlichem Interesse sind, spezialisiert und pflegt mit Unterstützung von Zivildienstleistenden die Gruben in Rafz und Böttstein im Kanton Aargau im Auftrag der Zürcher Ziegeleien.

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Neophyten verdrängen an Pionierstandorten häufig heimische Pflanzen. Sie wuchern auf offenen Flächen, an Bachläufen, auf Kiesbänken oder Waldschlägen. Je nach Pflanzengattung muss eine andere Art der Bekämpfung angewandt werden. Während Sommerflieder und Berufskraut gemäht oder ausgerissen wird, versucht man beispielsweise die Robinie in erster Linie zu schwächen. Beim klassischen Schnitt würde sich dieser ursprünglich aus Nordamerika stammende Laubbaum noch deutlich stärker ausbreiten.

Albert von Felten vom Verein Naturwerk betont, dass verschiedene Pflegemassnahmen ineinandergreifen: «Es geht einerseits um die Neophyten-Bekämpfung, aber gleichzeitig auch um die Pflege heimischer Fauna und Flora. Bei den Wiesen achten wir darauf, dass diese nicht verbuschen oder von Schilfpflanzen überwachsen werden.» Solche Massnahmen kämen auch den Amphibien zugute, die in den verschiedenen Weihern in der Tongrube heimisch sind. «Tiere wie die hier vorkommende Kreuzkröte brauchen offene Fläche, um sich fortbewegen zu können», führt Von Felten weiter aus. Auch die Weiher selbst werden, um einer Verlandung zuvorzukommen, regelmässig gepflegt.

Trotz der vermeintlichen Sisyphusarbeit stellt sich bei Albert von Felten eine gewisse Genugtuung ein: «Seit wir hier mit unserer Arbeit begonnen haben, ist ein deutlicher Rückgang gebietsfremde Pflanzenarten feststellbar.» Und so heissen die Bewohner dieser Landschaft nicht mehr Goldrute, Sommerflieder und Berufskraut, sondern wieder Habichtskraut, Huflattich und Hornklee.

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